„Ich persönlich fühle mich ausgesprochen wohl hier. Für mich überwiegen die positiven Dinge, für die ich die negativen Seiten in Kauf nehme. Diese Entscheidung muß jeder für sich selbst treffen“, resümiert Monika Wilson (†), Ihres Zeichen Einwanderin in den USA im Jahre 1990. Ihre Erfahrungen gibt sie nachfolgend gerne weiter. Was mir hier besonders gut gefällt, ist das ausgesprochen angenehme Arbeiten. Innerhalb einer Firma fühlt man sich als Gemeinschaft und als große Familie und es gibt kaum Konkurrenz. Jeder hilft jedem – ganz selbstverständlich und ohne viel Aufhebens zu machen.
Auch außerhalb der Firma gehen die Menschen eher miteinander um, als dass sie sich gegeneinander ausspielen. Sie leben nach dem Motto: "Ich bin ok und du bist ok". Niemand versucht den anderen zu belehren. Jeder Mensch ist wertvoll und zwar unabhängig vom sozialen Stand. Ist jemand reich, freut man sich für ihn oder sie. Fährt er ein dickes Auto, wird das als schön aber nicht als etwas Besonderes angesehen. Ist jemand arm – auch er ist ein Mensch wie du und ich. Oder fährt einer mit einem alten verbeulten Auto, rümpft keiner die Nase. Der Müllmann ist genauso wichtig wie der Manager eines großen Unternehmens.
Behinderte Menschen jeder Altersklasse gehören selbstverständlich mit zur Gemeinschaft. Nachbarschaftshilfe wird groß geschrieben und als selbstverständlich erachtet. So wird zum Beispiel der arbeitslose Nachbar gebeten, den Rasen zu mähen oder ein paar Besorgungen zu erledigen – aus Zeitmangel versteht sich. Dafür wird er großzügig bezahlt. So muss er sich nicht beschämend beschenken lassen, sondern hat ein gutes Gefühl für das empfangene Geld etwas getan zu haben und nicht als Verlierer dazustehen.
Fast alle Veranstaltungen hier dienen einem gemeinnützigen Zweck. So finden beispielsweise Motorradtouren zu Gunsten eines kranken Kindes statt, das Organtransplantationen benötigt. Oder die Menschen veranstalten eine Autoshow zu Gunsten kranker Veteranen und ein Hundespaziergang wird für das Tierheim unternommen. In unserer Firma spenden wir zehn Prozent aller Provisionen für „Easter Seals“, die kranken Kindern Camps und Urlaube ermöglichen. Das alles ist hier selbstverständlich. Neue Mitbürger finden die Leute interessant. Sie werden nicht als Außenseiter angesehen, ganz egal ob in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder in der Schule. Viele Supermärkte haben hier 24 Stunden, 7 Tage in der Woche geöffnet – finde ich auch schön. Doch nun zu einigen Vorurteilen:
Vielfach findet man aufgesetzte Freundlichkeit wie beim Service im Restaurant oder von Verkäufern in den Geschäften. Mir als Kunde ist jedoch die aufgesetzte Freundlichkeit lieber als einem Muffel zu begegnen. Zudem glaube ich, dass in den meisten Fällen ist diese Freundlichkeit den meisten Menschen in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass sie ein Stück weit auch ernst gemeint ist. Ich habe hier viele Bekannte und weniger Freunde: Bei ihnen spüre ich nichts von dieser Oberflächlichkeit. Echte Freunde sind auch hier füreinander da.
Es gibt nicht nur die allseits bekannten Fast Food Ketten wie Mc Donalds oder Family Restaurants wie Perkins. Sondern es gibt ausgesprochen gute Restaurants. Viele Amerikaner haben europäische Wurzeln. Entsprechend gibt es auch sehr gute italienische, griechische, französische, japanische und auch deutsche Restaurants, in denen man durchaus gut essen gehen kann.
Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll: Die amerikanische Kultur ist vielseitig und beeinflusst von vielen Einwanderern und Einheimischen.
Eines Tages fragte ich beispielsweise telefonisch eine Fedex International Mitarbeiterin danach, welches Formular ich für ein Paket nach Deutschland ausfüllen muss. Ihre Antwort: „Ist Deutschland "Übersee"? Die Nachrichten berichten hier überwiegend über das Geschehen in den USA und ein wenig Kanada. Europäische Berichterstattung gibt es nur, wenn dort etwas Außergewöhnliches passiert, beispielsweise als Paul, der Fußball WM Tintenfisch gestorben ist sonstige gravierende Dinge. Viele hier kennen sicherlich nicht alle Hauptstädte in Europa oder wer derzeit Bundeskanzler in Deutschland ist. Jedoch ist die USA so groß, dass die Ereignisse hier die Sendungen bereits ausfüllen. Es gibt allerdings auch reine Nachrichten-Sender, auf denen man sich einen guten Überblick über Weltgeschehnisse verschaffen kann.
Das Schulsystem ist ausgesprochen gut hier. Meine beiden Kinder haben es ab dem Kindergarten durchlaufen. Meine Mutter, ihres Zeichen Lehrerin in Deutschland, war total verblüfft, was die Kinder schon sehr früh konnten. Später erstaunte es sie, welcher Lehrstoff hier behandelt wurde. Das Schulsystem ist sicherlich akademisch mit dem in Deutschland vergleichbar. Die Gestaltung des Unterrichts zumindest hier in SW Florida empfand ich besser als in Deutschland. Die Kinder bekommen hier eine allgemein bildende Ausbildung, werden aber auch gemäß ihren Neigungen gefördert. Ist ein Kind beispielsweise in Mathematik eine Niete und liegt in Englisch über dem Klassendurchschnitt, kommt es in eine mathematische Förderklasse, bis es den Klassendurchschnitt erreicht. In Englisch hingegen kommt es in eine Förderklasse, die das Kind in dieser Richtung weiter fördert.
Diese Kinder bleiben immer zusammen in einer Klasse und werden lediglich in diesen speziellen schwachen oder starken Fächern separiert und speziell gefördert. Hier in Florida gibt es ein zentrales Bewertungssystem, wo Kinder, Lehrer und Schulen beurteilt werden. Jede Schule ist bestrebt gute Ergebnisse zu erzielen, denn je besser die Schule abschneidet, umso mehr wird sie vom Staat gefördert und bekommt zusätzliche Gelder.
In manchen Highschools können die Kinder einen Beruf erlernen wie TierarztassistentIn. Nach der Highschool können sie gleich bei einem Tierarzt anfangen. Auch Uni-Klassen werden bereits an manchen Highschools vorgezogen und so sparen sich die Kinder später die Basis Kurse an der Uni. Die Universitäten und Colleges sind sehr teuer und müssen hier von den Eltern bezahlt werden. Manche Kinder bekommen ein Stipendium. Das gibt es erheblich einfacher als in Deutschland: Viele Firmen, Clubs, Institutionen und Privatleute übernehmen solche Stipendien, damit hat fast jedes Kind mit einigermaßen guten Highschool-Ergebnissen die Möglichkeit, ein Stipendium zu bekommen. Zudem können sie staatliche Studentengelder bekommen, die sie jedoch später zurückzahlen müssen.
Tja, dass ist sicherlich zutreffend, jedoch nicht so schlecht, wie es häufig dargestellt wird. Es gibt natürlich Krankenversicherungen und auch hier sind die Arbeitnehmer überwiegend durch die Firma versichert. Da spielt es dann auch keine Rolle, ob Vorerkrankungen vorhanden sind oder nicht. Der Arbeitnehmer kann auch die Familie dort mitversichern. Ist man selbstständig, muss man sich natürlich selbst versichern und da spielen dann Vorerkrankungen eine Rolle.
Mein Mann und ich zahlen bspw. 480 USD im Monat für uns beide zusammen für die Krankenversicherung. Wir haben eine Selbstbeteiligung von 1000 USD im Jahr, die jedoch nur anfällt, wenn wir ins Krankenhaus müssen oder spezielle Tests benötigen. Arztbesuche und "normale" Tests sind abgesichert ohne Selbstbeteiligung. Keiner von uns hat allerdings Vorerkrankungen. Eine Kollegin von mir hat einen Mann mit einem Herzinfarkt und auch sie bekommt Versicherung für ihn. Jedoch zahlt sie fast 1000 USD und hat eine Selbstbeteiligung von 5000 USD im Jahr.
Andere soziale Leistungen gibt es hier auch, wie Arbeitslosengeld für bis zu 2 Jahre, Wohngeld, Essensmarken und Sozialhilfe. Nicht so viel und komfortable wie möglicherweise in Deutschland, jedoch es gibt sie hier. Zudem sind die Amerikaner sehr stark ehrenamtlich in zahlreichen Hilfsorganisationen tätig. Ich selbst gehe zum Beispiel mit meinem Hund Ghia in Sterbehäuser, wo wir die Kranken besuchen. Unsere Firma subventioniert wie schon erwaähnt Easter Seals und jeder Makler gibt freiwillig (wir werden dazu nicht gezwungen) zehn Prozent der Provisionen an diese Hilfsorganisation.
Es ist wahr, dass es in Florida erlaubt ist, eine Schusswaffe im Haus zu haben. Jedoch ohne Waffenschein geht das auch nicht. Dieser muss beantragt werden und derjenige, der eine Waffe kaufen möchte, muss auch einen Kurs machen und einen Backgroundcheck bestehen. Die Waffen werden registriert. Nicht jeder Amerikaner kann wahllos eine Waffe kaufen und es gibt auch durchaus Amerikaner, die keine Waffe kaufen dürfen. Die Kriminellen besorgen sich die Waffen wie überall sonst in der Welt illegal auf dem Schwarzmarkt.
Auch ist es gegen das Gesetz, Leute zu erschießen, es sei denn das eigene Leben oder das Leben eines anderen ist in direkter Gefahr. Ein flüchtender Einbrecher stellt keine Bedrohung dar. Ich persönlich mag auch keine Waffen, jedoch habe ich drei wachsame Deutsche Schäferhunde und ich hätte sicherlich kein Problem, wenn sie einen Einbrecher stellen würden und "aus Versehen" mal ein wenig "knabbern". Meine Hunde erkennen allerdings eine akute Lebensgefahr. Besteht diese nicht, würden sie den Einbrecher erstmal stellen und ihm einen Schrecken einjagen.
Dieser Artikel stellt keine Rechtsberatung dar, sondern dient ausschließlich der allgemeinen Information.
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Angela Struck ist freie Journalistin und Geschäftsführerin der Presse Service Büro GbR in Ried.
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