Bevor wir uns in die Ruhe und scheinbare Unendlichkeit der Everglades, dem Namen nach ins "klare Wasser" stürzen, müssen wir uns besonders in den Sommermonaten gut gegen Moskitos schützen. Als Reisezeit empfiehlt sich aber besser die Winter- bzw. sogenannte trockene Zeit. Im Royal Palm Visitor Center beginnen wir unsere Tour mit einem kleinen Spaziergang über den eine halbe Meile langen Anhinga Trail. Ein Ranger hilft uns dabei, die bemerkenswerte Vogelwelt zu entdecken, darunter der nach dem Weg benannte langschnabelige Schlangenhalsvogel. Auch können schließen wir hier schon mal erste Bekanntschaft mit den gefährlichen Alligatoren, die wir später noch vertiefen werden.
Wasser, sehr viel Wasser – türkisfarben, warm und klar – umgibt die paradiesisch anmutenden Florida Keys. Die 180 Kilometer lange Inselkette hält viele Überraschungen bereit und eine Fahrt dorthin sollte nicht nur mit dem Ziel Key West unternommen werden – auch wenn das die bekannteste und ausgeflippteste unter den 45 Inseln ist. Ein bisschen weltfremd, ein wenig abenteuerlich und insgesamt sehr träge empfindet man die Einwohner, deren Herkunft im Großen und Ganzen höchst unterschiedlich ist und dennoch haben sie alle eines gemeinsam: Sie sind ein wenig anders als alle anderen.
Die einen fühlen sich besonders in Key West sehr wohl im Umfeld der Schwulen- und Lesbenszene. Es gibt zahlreiche Aussteiger, die ihr stressiges Leben hinter sich gelassen haben. Die Künstlerszene ist besonders ausgeprägt. Gebürtige Wasserratten verdienen ihren Lebensunterhalt mit allem, was das Meer zu bieten hat. Ruheständler möchten von ihrem früheren Leben nichts mehr wissen. Und eine Spezies sind die Touristen, die meist nur mal gucken kommen und dann wieder weg sind. Die wenigsten von ihnen verbringen ihren ganzen Urlaub auf den Keys sondern sind viel mehr auf der Durchreise einer Rundreise. Die Fahrt über die 42 Brücken gipfelt in der Überquerung der Seven-Mile-Bridge, einem Wunderwerk der Technik. Soweit das Auge reicht sieht man nur Wasser und fühlt sich wie auf einer Autofähre, denn man kann das Lenkrad ruhig los lassen – Tempomat rein und immer nur geradeaus fahren.
Key Largo ist die größte Insel, der Name war schon Programm als Humphrey Bogart 1948 hier als Gangster unterwegs war. Hier sind vor allem Schnorcheln und Tauchen im John Pennekamp Coral Reef State Park angesagt. Islamorada bezeichnet sich selbst als „Sport Fishing Capital of the World“. Wer hier einmal die Angel ausgeworfen hat, möchte das immer wieder tun, sollte aber für die Schwergewichte aus dem Atlantik auch gut ausgerüstet sein. Bahia Honda lockt mit seinen traumhaften Sandstrand im Bahia Honda State Park die Natur- und Badefreunde und Looe Key mit den lebenden Korallenriffen mit spitzzackigen Gipfeln und tiefen Schluchten die Freunde des Tauchsports. Einen wunderbaren tropischen Wald und das Siedlerleben im frühen 20. Jahrhundert kann man in Marathon entdecken. Auf halben Wege zwischen Key Largo und Key West lässt sich hier sehr gut ein Zwischenstopp einlegen. Auf Long Key kommen Vogelfreunde, Kanuten und Camper in der Long Key State Recreation Area auf ihre Kosten nachdem letztere nicht vergessen haben, zu reservieren. Und was wären die Florida Keys ohne Key West? Karibikfeeling und die pure Lust am Leben gibt es in kunterbunten verrückten Conch Republic. Am Ende der USA ist Kuba schon erahnbar, in der Sloopy Joe Bar ist man Hemingway ganz nah und am Mallory Square möchte man nach der untergehenden Sonne greifen.
Natürlich kann man überall auf den Keys ausgiebigst dem Wassersport frönen. Es gibt Boote oder Bootstouren zu mieten. Angeltouren werden in jeder beliebigen Form von stundenweise bis ein paar Tage angeboten mit der Zielvorgabe von kleinen bis ganz großen Fängen beim Hinterland oder Tiefseefischen. Parasailing, Wasserski, Schnorcheln, Tauchen bis hin zum Bananenboot fahren, lässt sich hier alles ausprobieren, was einem wassersporttechnisch einfällt. Was will man auch sonst machen, viel Land gibt es ja nicht. Kulinarisch muss man sich nur entscheiden, welchen Fisch oder welches Krebsgetier man essen möchte, frisch ist es allemal. Und der Cocktail bei kubanischer Salsa Musik am Abend wird in Key West zur Sehnsuchtsvorstellung, wenn man wieder daheim ist.
Islamorada nennt sich nicht um sonst „Sport Fishing Capital of the Word“. Hier scheint sich die Welt fast ausschließlich um den heißbegehrten Fang des Tages zu drehen. Doch Angeln ist auch hier nicht so einfach wie es scheint. Fährt man mit einer Angel ausgestattet nur ein Stück mit dem Boot hinaus auf den Atlantik, bekommt man zwar – vorausgesetzt man weiß um die Fishing Hot Spots – garantiert einen großen Fisch an den Haken. Die Frage ist nur, schafft man es, den Burschen auch zu Gesicht zu bekommen?
Unbändige Lebensfreude, quirlige Exotik mit Karibik-Feeling unter pastellfarbenem Anstrich – das ist die Stadt der Reichen und Schönen, zu denen man sich einmal im Leben dazugesellen möchte. War man erst einmal da, möchte man eigentlich nicht mehr weg. Die Stadt zieht einen magisch an und vermittelt den Eindruck, dass es hier nur glückliche Menschen gibt. Kein Wunder, denn wenn die Sonne über die VIP-Inseln mit ihren unzähligen Luxusvillen und Yachten glitzert, fühlt man sich, auch wenn man nur daran vorbei fährt, für eine kurze Zeit zugehörig. Dann kauft man sich einen sündhaft teuren Cocktail am Ocean Drive und beteiligt sich am immer währenden „Sehen und Gesehen werden“.
Der Schein von den allen wohlbekannten Krimiserien Miami Vice und CSI Miami scheint zu trügen: Man kann es sich einfach nicht vorstellen, dass hier so böse Leute ihr Unwesen treiben, wie es im Fernsehen dargestellt wird. Und dennoch gibt es sie, die Kriminalität, denn in Miami gibt es große wirtschaftliche Unterschiede und eine tief klaffende Wunde zwischen Arm und Reich. Miami ist ein Mekka für Flüchtlinge aus der Karibik und es gibt Stadtteile wie die westlichen Vorstädte Hialeah und Hialeah Gardens, wo über 90 Prozent spanisch gesprochen wird. Die Kubaner bilden in Miami geographisch bedingt die Mehrheit unter den Hispanics. Auch wenn man als Urlauber sicher nicht so viel vom Einfluss der panamerikanisch-lateinamerikanischen Mischung der Bevölkerung zu spüren bekommt, ihre exotische Leichtigkeit, Lebendigkeit und Fröhlichkeit haben Wind, Sonne und Wasser gleichmäßig im gesamten Miami-Dade County verteilt.
Der Großraum Miami hat viel zu bieten von der zauberhaften Key Biskayne über das verträumte Coral Gables bis hin zum verrückten Ocean Drive. Hier befindet sich das einzigartige Art Deco Viertel, welches nur einen Steinwurf vom traumhaften Sandstrand mit den typisch blauen Strandliegen und bunten Rettungsschwimmerhäuschen entfernt ist. Einen guten Überblick beschert die Ringbahn-Fahrt mit dem Metromover über Downtown oder für die Schwindelfreien eine Fahrt mit dem Miami Sky Lift in den Himmel hinauf. Es gibt ein paar sehenswerte Kunststätten im Design District. Karibik pur mit Zigarren und kubanischen Rum kann man in Little Havanna und Little Haiti erleben. Coral Gables verzaubert mit traumhaften Alleen, alten ehrwürdigen Luyusvillen, einem phantastischen italienischen Freibad und dem unglaublichen Biltmore Hotel. Auf dem Inselparadies Key Biscayne kann man schließlich dem Großstadttrubel entrinnen und sich an einem der traumhaften schneeweißen Strände entspannen.
Der perfekte Tag beginnt idealerweise schon vor der Dusche mit einem ersten Blick auf das türkisfarbene Meer, sofern man sich in einem der Art-Deco-Hotels im Zimmer mit Meerblick einquartiert hat. Die Morgenstunden nutzen wir für ein ausgiebiges Shopping in der Lincoln Road Mall. Neben dem Einkaufserlebnis für den kleinen Geldbeutel bis zur Platinkarte kann man sich mit "Leute gucken" hier schon mal auf den weiteren Tag einstellen. Doch nicht nur die Menschen sind hier sehenswert, die ganze Atmosphäre in Miami Beach ist bunt, schrill, lebensfroh und einzigartig.
Wir kommen früh nach Saint Augustine – besonders in den Sommermonaten, denn Stadtbesichtigungen in Florida bringen einen ins Schwitzen. Direkt vor dem Castillo de San Marcos können wir bequem unser Auto parken. In der Festung – man glaubt es kaum – erfahren wir etwas vom 350 Jahre alten Florida. Das ist sehr ungewöhnlich und weil das einen vollen Kontrast zum sonstigen "Wasser-Strand-Sonnen"-Feeling darstellt, bereichern wir in Saint Augustine unseren Urlaub mit etwas Kultur.