Wir kommen früh nach Saint Augustine – besonders in den Sommermonaten, denn Stadtbesichtigungen in Florida bringen einen ins Schwitzen. Direkt vor dem Castillo de San Marcos können wir bequem unser Auto parken. In der Festung – man glaubt es kaum – erfahren wir etwas vom 350 Jahre alten Florida. Das ist sehr ungewöhnlich und weil das einen vollen Kontrast zum sonstigen "Wasser-Strand-Sonnen"-Feeling darstellt, bereichern wir in Saint Augustine unseren Urlaub mit etwas Kultur.
Nach dem Festungsbesuch, wo wir mit etwas Glück Kanonendonner erleben können, bummeln wir schräg gegenüber durch die Old City, in der sich einige Museumsschätze, Kunstläden und kleine charmante Restaurants befinden. Am Ende der Fußgängerzone gelangen wir rechts zum vielleicht schönsten Bauwerk Floridas, dem Flaglercollege. Es ist umsäumt von weiteren architektonisch wirkungsvollen Bauten und lädt zu einer Besichtigung ein. Gegen Mittag wird es uns zu heiß in Downtown und wir fahren zum Anastasia Park. Am traumhaften leeren Sandstrand erholen wir uns für den Spuk am Abend und die Geisterstunden der Nacht.
Einwohnerzahl: | 12.975 (Stand 2010) |
Bevölkerungsdichte: | 597,9 Einwohner je km |
Größe: | 27,8 km² |
County: | St. Johns County |
Koordinaten: | 29° 54‘ N, 81° 19‘ W |
Vorwahl: | +1 904 |
Etwa 1000 v. Chr. kamen Timucuan Indianer in die Gegend des heutigen Saint Augustine. Im Jahr 1513 entdeckte der Spanier Juan Ponce de Léon das Land um das heutige Saint Augustin, an dem er anlegen ließ. Er erklärte es zur spanischen Kolonie und gab ihm den Namen „La Florida“, was übersetzt „Land der Blumen“ bedeutet. Mehr als fünfzig Jahre später am 28. August 1565 gründete der spanische Admiral Pedro Menéndez de Avilés am Gedenktag des Heiligen Augustinus von Hippo die nach ihm benannte neue Siedlung San Agustin. Bereits vorher gegründete Siedlungen wie die ursprüngliche Kolonie in Pensacola im Westen Floridas (1559–1561) und Fort Caroline, das heutige Jacksonville (bis 1564) wurden wieder aufgegeben.
Somit ist St. Augustine die älteste von Europäern besiedelte Stadt Nordamerikas. Menéndez de Avilés errichtete einen Militärstützpunkt gegen die Franzosen, die nahe des heutigen Jacksonville das Fort Caroline aufgebaut hatten. Dann gerat die französische Flotte in einen Sturm und Menéndez de Avilés besiegte mit seinen Männern die Überlebenden. Eine katholische Messe in St. Augustine war der erste christliche Gottesdienst in einer dauerhaften Siedlung auf dem Gebiet der heutigen USA. Der 1566 geborene Martin de Arguelles war das erste Kind europäischer Abstammung, das auf dem Festland der heutigen USA geboren wurde. 1587 wurden die englischen Siedlungen Roanoke Colony auf Roanoke Island, North Carolina, und Virginia Colony gegründet. 1629 kamen die Siedlungen in Santa Fe, New Mexico und Jamestown, Virginia dazu.
1586 griff Sir Francis Drake die Stadt an und brannte sie nieder. 1668 plünderten Piraten die Stadt, wobei die meisten Bewohner den Tod fanden. 1702 und 1740 griffen britische Streitkräfte aus den neuen Kolonien im heutigen North Carolina, South Carolina und Georgia Saint Augustine an, waren dabei aber erfolglos. Beim letzteren Angriff verbündeten sich James Oglethorpe aus Georgia und Ahaya, Häuptling der Alachua-Gruppe der Seminolen und belagerten die Stadt.
1763 beendete der Pariser Frieden den Franzosen- und Indianerkrieg und sprach Florida und damit auch Saint Augustin den Briten zu. Unter britischer Herrschaft war die Stadt während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges eine treue Kolonie der britischen Krone. Durch den Frieden von Paris (1783) wurden die Kolonien nördlich von Florida unabhängig, während Florida den Spaniern zugesprochen wurde.
In deren Hand blieb Saint Augustine zwischen 1784 und 1821. Spanien selbst wurde während dieser Zeit von Napoleon besetzt und musste um seine Kolonien bangen. Florida hatte für Spanien nicht mehr die frühere Bedeutung, im Gegensatz zu den expandierenden Vereinigten Staaten, denen Florida außerordentlich wichtig war. Mit dem Adams-Onís-Vertrag wurden die spanischen Kolonien in Florida im Jahre 1821 friedlich an die Vereinigten Staaten übergeben.
Florida war erst ein Territorium der Vereinigten Staaten und wurde 1845 ein Bundesstaat. 1861 brach der Sezessionskrieg aus. Florida trat aus der Union aus und trat der Konföderation bei. Schon im Januar 1861 hatten vorher staatliche Truppen das mit einer Garnison der Union besetzte Fort in Saint Augustine eingenommen. Im März 1862 eroberten Unionstruppen die Stadt zurück. 1865 trat Florida schließlich wieder den Vereinigten Staaten bei.
Zahlreiche Gebäude aus der Zeit als spanische Kolonie existieren heute noch wie die in den Jahren 1672 bis 1695 erbaute Festung Castillo de San Marcos. Sie konnte im 18. Jahrhundert erfolgreich gegen die britischen Angriffe verteidigt werden und wurde während des Sezessionskrieges von Unionstruppen besetzt. Später wurde der Indianerhäuptling Osceola dort interniert.
Ende des 19. Jahrhunderts trat der Industrielle Henry Flagler in Erscheinung und schloss Saint Augustine an das Eisenbahnnetz an. Angeführt von ihm entwickelte sich die Stadt zu einem Winterwohnsitz der reichen Oberschicht. Mehrere der in dieser Zeit errichteten Villen und Hotels stehen heute noch und werden unter anderem vom Flagler College und von Museen genutzt. Flagler erbaute später die Florida East Coast Railway, die 1912 dann Key West erreichte.
Angela Struck ist freie Journalistin und Geschäftsführerin der Presse Service Büro GbR in Ried.
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